Der erste Blick durch die Neuanschaffung gebührte natürlich dem Ehrengast an diesem Abend: „Huch, ihr seht ja alle aus wie Gespenster!“, stellte Silvia Scheu-Menzer fest, als sie die zahlreich erschienenen Feuerwehrleute durch das Display der neuen Wärmebildkamera beobachtete. „Hier, schau mal da hin!“, rief ein Floriansjünger und deutete auf seinen Tischnachbarn. „Der ist ganz heiß!“ Lautes Gelächter schallte durch den Raum – ausgelassen und beinahe euphorisch war die Stimmung an diesem Abend im neuen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in Hünfelden-Kirberg.

Doch zur Freude hatten sie auch allen Anlass: Schließlich erfüllten sich die Floriansjünger mit der Wärmebildkamera aus dem Hause Rosenbauer ARGUS einen lang gehegten Wunsch. „2012 haben wir uns schon beraten, ob wir uns dieses Gerät anschaffen wollen“, sagte Axel Schäfer, der erste Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Kirberg. Schnell sei den Verantwortlichen jedoch klar gewesen, dass das hydraulische Rettungsgerät Vorrang habe. „Es war eine einstimmige Entscheidung, dass wir die Wärmebildkamera erst einmal hinten anstellen“, so Axel Schäfer.

Dabei hatten sie jedoch nicht mit der großen Spendenbereitschaft der Hünfeldener Bürger und Firmen gerechnet: Nach einem öffentlichen Aufruf gingen 12.000 Euro bei der Feuerwehr Kirberg ein. „Das Rettungsgerät hatte einen Preis von 18.000 Euro. Da wir auch eigenes Geld aufgewendet haben, konnten wir uns die Wärmebildkamera nun doch wesentlich früher leisten als erwartet“, erklärte Arndt Preußer. Als Kassenwart der Feuerwehr war er maßgeblich am Entscheidungsprozess bis hin zur Anschaffung beteiligt. Möglichst leicht sollte die neue Wärmebildkamera sein und über ein möglichst großes Display verfügen. Nach diesen Kriterien holten die Verantwortlichen schon 2012 mehrere Angebote ein: „Als die Idee damals aufkam, wollten wir uns zunächst ein gebrauchtes Vorführmodell anschaffen. Gut, dass wir damit noch etwas gewartet haben, denn nun konnten wir uns ein neues Gerät leisten“, sagte er. Die Feuerwehr Kirberg sei sogar die erste hessische Feuerwehr, die dieses Modell von der liefernden Firma erworben habe, fügte er stolz hinzu. Ein besonderes Merkmal der Kamera sei neben ihres geringen Gewichts und ihrer kompakten Größe ihre Robustheit: „Sie übersteht Stürze bis zu einer Höhe von zwei Metern“, so Arndt Preußer. „Das müssen wir aber nicht unbedingt heute ausprobieren“, fügte Axel Schäfer schnell hinzu.

Und auch dieses Mal musste die Freiwillige Feuerwehr die Kosten für das lebensrettende Gerät nicht alleine tragen: 2.500 Euro übernahm die Gemeinde Hünfelden vom Neupreis von 7.378 Euro. Auch der Rassegeflügel-Zuchtverein 1967 Kirberg, der sich vor einiger Zeit auflöste, hatte in seiner letzten Sitzung verfügt, dass seine vorhandenen Gelder der Feuerwehr in Kirberg zu Gute kommen sollten.

Denn vor allem in verrauchten Gebäuden geht die Sicht der Einsatzkräfte oft gegen Null, wie Wehrführer Jürgen Lang erklärt. „In amerikanischen Filmen werden diese Situationen immer so schön hell dargestellt.“ In der Realität erlaube der schwarze Rauch jedoch nur eine Sichtweise von wenigen Zentimetern. Sucht man dann noch nach Personen, beginnt für die Feuerwehrleute ein Wettkampf gegen die Zeit. „Nach fünfzehn Minuten in einem Gebäude voller Rauch sind die Chancen, jemanden unverletzt bergen zu können, verschwindend gering“, so Jürgen Lang weiter. „Der Einsatz einer Wärmebildkamera kann im Ernstfall daher einen immensen Zeitgewinn bedeuten.“ Doch nicht nur bei der Personensuche biete das Gerät entscheidende Vorteile. „Auch unseren eigenen Leuten bringt sie mehr Sicherheit im Einsatz: Schon beim Vorstoßen in ein Gebäude können sie damit Strukturen und auch Fenster erkennen und sich im Qualm besser orientieren.“

Text und Foto: Nassauische Neue Presse, Leoni Dowidat

 

Übungen mit der Wärmebildkamera gehören in Kirberg nun zur Tagesordnung.